Freitag, 11. April 2014

Vom Ende einer Geschichte

Endlich war es so weit - das große Serienfinale. Das es kein Traum-Happy-End gibt, konnte man sich denken. Dieses Ende war dann aber doch einfach zu viel.


Achtung, Spoiler!

Hey Dad,

nach dem Ende deiner Geschichte haben Luke und ich dich ermutigt, Robin anzurufen. Wie hätten wir auch anders reagieren sollen? Wir wollen dich nicht mehr als einsamen Witwer sehen.
Doch wohl ist mir dabei dennoch nicht. Hier möchte ich dir schreiben, was ich wirklich über dich und deine Geschichte denke:
sie war lang, also wirklich lang. In seltenen Momenten war sie sogar zu lang. Einiges hättest du vielleicht nicht erzählen sollen, einiges hättest du nicht unbedingt erzählen müssen. Im Großen und Ganzen aber war die Geschichte toll, herzzerreißend und sympathisch. Während du erzählt hast, hatte ich das Gefühl, dich richtig gut zu kennen; dich und deine Hoffnungen und Träume; die Menschen, die sie erfüllt oder auch zerstört haben. Du hast uns gezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen; und manchmal auch zu verlieren. Du hast uns beschrieben, dass gute Freunde wie eine Familie sind: dass man sich mit ihnen streitet; dass man für sie einsteht; dass man sich anstrengen muss, um sie zu wahren; und dass sie manchmal auch anstrengend sind; dass sie in den wichtigen, den großen Momenten da sind; und vor allem dass sie dann da sind, wenn man es nicht erwartet. Zwar konntest auch du uns nicht erklären, was Liebe ist oder wie wir sie erkennen. Aber du hast uns erkennen lassen, dass es sich lohnt, an sie zu glauben, egal wie entfernt sie auch gerade scheint. Dank dir wissen wir, wie sehr der Zufall in unser Leben tritt; aber dass es eigentlich durch das Schicksal regiert wird.
Doch deine Geschichte, und damit alles, was du uns damit zunächst gelehrt hast, hat ein Problem: das Ende. Dieses Ende macht kaputt, was du vorher stundenlang aufgebaut hast. Mit diesem Ende erscheint das ewig lange Zuhören, das Warten und Bangen, das Mitfühlen als Verschwendung.
Wir wissen, dass Menschen sich ändern können und dass sie früher vielleicht nicht das waren, was sie heute sind und leben. Onkel Barney, der fürsorgliche Familienvater und Whiskeygenießer, ein Frauenheld? Jemand, der seine Eroberungsstrategien in einem Buch abheftet und fotografisch begleitet? Der in einem Blog darüber schreibt, wie er welche Frauen klar gemacht hat? Unvorstellbar! In deinen teilweise unglaublich abwegigen Storys war er anfangs genau das. Doch mit der Zeit hast du wieder und wieder betont, was schon damals in Barney schlummerte; wie wichtig ihm seine Mutter und sein Bruder James schon immer waren und wie verzweifelt er sich nach einem Vater sehnte; wie sehr er Angst davor hatte, jemanden zu verlieren, der ihm wichtig ist. Du hast uns klar gemacht, dass Barney trotz seiner vordergründigen Jagd nach Frauen und dem Trieb nach Spaß und Lügen für eines bereit war: die Liebe, für die er all das aufgeben konnte.
Auch Robin hat in deinen Geschichten eine Entwicklung gemacht. Anfangs wirkte sie distanziert und karrierefixiert, fast so, wie wir sie heute kennen. Doch mit der Zeit hat auch Robin zugelassen, dass jemand ihr Herz berührt und darüber sogar ihre geliebte Karriere hintenan gestellt. Als du von Kevin und ihr erzählt hast, war klar, dass auch Robin gerne das hätte, was sie zuvor immer von sich wies: eine Familie, Kinder. Die Trauer, dass sie niemals eigene Kinder haben würde, war herzzerreißend. Umso schöner war es zu hören, dass sie einen Seelenverwandten fand.
Dad, du hast uns diese unglaubliche Liebesgeschichte erzählt. Du hast uns mit vielen kleinen Momenten gezeigt, wie gut Robin und Barney harmonieren. Du hast uns erzählt, wie sie gescheitert sind, an anderen, aber auch aneinander. Wir haben gehört, wie sie dennoch nicht aufgegeben haben; wie Barney diesen einen, letzten großen Versuch startete, um sie endgültig zu erobern. Wir konnten förmlich vor uns sehen, wie Fort Atlantic den perfekten Soundtrack für die letzte Seite des Playbooks liefern. So sehr wir die Geschichte von Mom und dir auch mögen, Barneys Heiratsantrag und alles, was dazu gehörte, war der Höhepunkt deiner ganzen Geschichte. Gänsehaut, Freude und die unendliche Hoffnung, dass die beiden diesen Pakt halten. Alles, was danach kam, die Hochzeitsvorbereitungen, das große Wochenende, dank Mom überwundene Zweifel, ihre Schwüre, es war nur noch die Bestätigung dessen, was sowieso klar war: Barney und Robin gehören zusammen.
Doch nun bleibt nur noch eine Frage: warum? Warum hast du uns klar gemacht, wie sehr Robin und Barney füreinander bestimmt waren? Warum hast du uns erzählt, dass du Robin hast gehen lassen, weil du wusstest, dass sie es nicht ist? Warum mussten wir diese traumhafte Geschichte, diese Hochzeit, diese Liebe in all ihren Details verstehen und kennenlernen, wenn du sie danach in Sekunden zerstörst? Warum hat anscheinend niemand gekämpft?
Ganz ehrlich, Dad: wieso sollten wir, nach dieser Geschichte, dafür sein, dass du wieder mit Robin zusammen kommst? Wieso sollten wir uns jemanden für dich wünschen, von dem wir uns nicht sicher sein können, ob er entweder die große Liebe seines Lebens schon fand und kampflos gehen ließ oder, noch schlimmer, diese große Liebe gar nicht empfand und sich und Barney etwas vormachte? Wieso wünscht du dir eine Frau, die für ihre Karriere ihren Ehemann im Stich ließ? Eine Frau, die freiwillig ihre Freundschaften aufgegeben hat?
Als würden all diese Fragen nicht schon reichen, fällt es mir noch schwerer nachzuvollziehen, was diese letzten Abschnitte deiner Geschichte für das bedeuten, was du uns eigentlich erzählen wolltest: von Mom und dir. Du sagst, Mom war deine große Liebe, deine Seelenverwandte, die Person, die du im Leben gesucht hast. Wie können wir dir das glauben, nachdem du uns deine früheren Gefühle beschrieben hast? Nachdem du uns beschrieben hast, wie lange du Robin hinterher gelaufen bist? Wie können wir nicht glauben, dass du entweder uns oder dich selbst belogen hast? Mit diesem Ende der Geschichte scheint Mom nicht mehr als eine Lückenbüßerin zu sein, ein Ersatz für Robin.
Zu guter Letzt müssen wir nach dieser Geschichte auch daran zweifeln, dass du wirklich der bist, den wir glauben zu kennen. Wir dachten, du bist ein guter Freund, damals wie heute. Aber wo warst du bei der Kür von Fudge Supreme, Marshalls großem Moment? Hätte der frühere Ted einen solchen Moment seines besten Freundes wirklich verpasst? Hätte dieser Ted Barney die Antwort auf die Frage, ob in der Ehe alles in Ordnung ist, wirklich abgenommen; ohne weiteres Nachfragen? Klar hat Mom hat dir kurz danach von der Schwangerschaft erzählt. Aber hätte dieser Ted nicht trotz, oder gerade wegen, seines persönlichen Glückes alles dafür unternommen, um Barney und Robin zu helfen? Oder warst du, trotz Mom, trotz der Nachricht einer Schwangerschaft, vielleicht schon in diesem Moment froh zu hören, dass es zwischen Robin und Barney nicht gut läuft? Nach diesem Ende wissen wir leider nicht mehr, was wir von dir halten sollen; wir sind enttäuscht.

Deine Penny

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